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G E R D ' s

E L E V E N T Y

W I E S E N G R U N D

Thomas Buchtipp

Ein immer wieder auftretendes Thema in den Treffen unseres Vereins ist das der Regionalisierung und der Bedeutung von Individualität.
Daher habe ich dieses Mal für meinen Buchtipp ein Buch ausgesucht, dessen Thesen stark in Verbindung mit Themen stehen, die wir in unserer letzten
Vereinsvollversammlung für 2012 beschlossen haben.

In seinem Buch "Die Durchschnitts-Falle" stellt Markus Hengstschläger die Umstände von Vereinheitlichung den Chancen der Förderung besonderer Talente gegenüber.

Ausgehend von kleinsten Beispielen aus der Naturwissenschaft und mit regelmäßigen Hinweisen auf die Gen-Struktur von Lebewesen beschäftigt er sich in weiterer Folge mit der Degeneration zum Durchschnitt besonders in unserer "westlichen" Gesellschaft.

Der Durchschnitt ist die größte Gefahr für eine erfolgreiche Zukunft - denn ein "durchschnittsorientiertes System" ist nicht für Herausforderungen gerüstet.

"Peaks und Freaks" statt der "durchschnittlichen Allround-Könner" fordert der Professor für Medizinische Genetik an der Medizinischen Universität Wien, wenn es um die Beantwortung noch ungelöster Fragen in unserer Gesellschaft geht. Politik, Bildungssystem und Eltern würden hingegen "ständig den Ratschlag geben, sich doch dem Durchschnitt anzupassen". Es sei heute wenig beliebt, aus der Masse herauszuragen und gegen den Strom zu schwimmen - dabei basiere genau darauf die Evolution. "Wir brauchen 'Abweichler' wie Albert Einstein, wir benötigen 'Auffaller' wie Sigmund Freud", konstatiert Hengstschläger. Stattdessen zähle am Ende der Schule, dass alle das Gleiche können.

Markus Hengstschläger ruft hingegen dazu auf, dass wir jeden Menschen wieder als Individuum sehen.

Er geht im Zuge seiner Ausführungen auch mit dem österreichischen Schulsystem hart ins Gericht. Der Fokus liege zu stark auf den Schwächen, nicht auf den Stärken und Talenten der Schüler. Bildungsferne Schichten müssten zur Bildung geführt werden, "nicht um den Durchschnitt zu heben, sondern um mehr Talente entdecken und fördern zu können".
(Aus Afrika fragt man dazu: Wie viele Genies sind schon gestorben, nur weil sie sich nicht in ihrer eigenen Sprache ausdrücken durften ?, Anm.d.Red.)

Im Unterricht würden Talente und Stärken verschwendet, indem Schüler dazu angehalten werden, "dort am meisten zu lernen, wo sie die schlechtesten Noten haben, um sich auf Kosten jener Zeit, die sie mit ihren Stärken hätten verbringen können, doch rasch wieder im Durchschnitt einzureihen". Das Ergebnis: Ein "durchschnittliches, unauffälliges, angepasstes Kind", das sowohl in seinen schlechten Fächern als auch in dem nun vernachlässigten Fach, in dem es die ausgezeichnete Note hatte, zum Durchschnitt wird.

Talente selbst seien schwer messbar - der Erfolg, der sich aus der "Wechselwirkung aus Genetik und Umwelt" ergibt, jedoch nicht. "Wir begehen gerade den fatalen Fehler zu glauben, nicht jeder Mensch habe Talente und nicht jedes Talent sei wertvoll", meint Hengstschläger. "Mit diesen beiden Irrtümern muss aufgeräumt werden." Forderungen nach verpflichtendem Kindergarten, Gesamtschule, Zentralmatura oder verpflichtender Sprachkompetenz polarisierten zwar, sollten uns aber "alle recht sein", wenn sie bei der Entdeckung von Talenten helfen und zum Nutzen der Begabung führen.

Das Buch ist ein gelungener, wissenschaftlich untermauerter Aufruf sich vom durchschnittlichen Niemand zum auf seine Art talentierten Individuum aufzuwerten.

 

Markus Hengstschläger ist Doktor der Genetik und wurde mit 35 Jahren zum jüngsten Universitätsprofessor für Medizinische Genetik berufen. Der vielfach ausgezeichnete Wissenschaftler und bekannte Ö1-Moderator beweist eindrucksvoll, dass Erfolg aus Individualität entsteht und man alte Wege verlassen muss, um neue einzuschlagen.

"Die Durchschnitts-Falle" ist im Jänner 2012 im Ecowin Verlag erschienen, umfasst 185 Seiten und ist unter der ISBN 978-3-7110-002-4 im Buchhandel erhältlich.

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