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Ein
immer wieder auftretendes Thema in den
Treffen unseres Vereins ist das der
Regionalisierung und der Bedeutung von
Individualität.
Daher habe ich dieses Mal für meinen
Buchtipp ein Buch ausgesucht, dessen
Thesen stark in Verbindung mit Themen
stehen, die wir in unserer letzten
Vereinsvollversammlung
für 2012 beschlossen
haben.
In
seinem Buch "Die
Durchschnitts-Falle"
stellt Markus Hengstschläger die
Umstände von Vereinheitlichung den
Chancen der Förderung besonderer
Talente gegenüber.
Ausgehend
von kleinsten Beispielen aus der
Naturwissenschaft und mit
regelmäßigen Hinweisen auf die
Gen-Struktur von Lebewesen
beschäftigt er sich in weiterer Folge
mit der Degeneration zum Durchschnitt
besonders in unserer "westlichen"
Gesellschaft.
Der
Durchschnitt ist die größte
Gefahr für eine erfolgreiche Zukunft
- denn ein "durchschnittsorientiertes
System" ist nicht für
Herausforderungen
gerüstet.
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"Peaks
und Freaks" statt der "durchschnittlichen
Allround-Könner" fordert der Professor
für Medizinische Genetik an der Medizinischen
Universität Wien, wenn es um die Beantwortung
noch ungelöster Fragen in unserer Gesellschaft
geht. Politik, Bildungssystem und Eltern
würden hingegen "ständig den Ratschlag
geben, sich doch dem Durchschnitt anzupassen". Es
sei heute wenig beliebt, aus
der Masse
herauszuragen
und gegen den Strom zu schwimmen - dabei basiere
genau darauf die Evolution. "Wir brauchen
'Abweichler' wie Albert Einstein, wir
benötigen 'Auffaller' wie Sigmund Freud",
konstatiert Hengstschläger. Stattdessen
zähle am Ende der Schule, dass alle das
Gleiche können.
Markus
Hengstschläger ruft hingegen dazu auf, dass
wir jeden Menschen wieder als Individuum
sehen.
Er
geht im Zuge seiner Ausführungen auch mit dem
österreichischen Schulsystem hart ins Gericht.
Der Fokus liege zu stark auf den Schwächen,
nicht auf den Stärken und Talenten der
Schüler. Bildungsferne Schichten müssten
zur Bildung geführt werden, "nicht um den
Durchschnitt zu heben, sondern um mehr Talente
entdecken und fördern zu können".
(Aus
Afrika fragt man dazu: Wie viele Genies sind schon
gestorben, nur weil sie sich nicht in ihrer eigenen
Sprache ausdrücken durften ?,
Anm.d.Red.)
Im
Unterricht würden Talente und Stärken
verschwendet, indem Schüler dazu angehalten
werden, "dort am meisten zu lernen, wo sie die
schlechtesten Noten haben, um sich auf Kosten jener
Zeit, die sie mit ihren Stärken hätten
verbringen können, doch rasch wieder im
Durchschnitt einzureihen". Das Ergebnis: Ein
"durchschnittliches, unauffälliges,
angepasstes Kind", das sowohl in seinen schlechten
Fächern als auch in dem nun
vernachlässigten Fach, in dem es die
ausgezeichnete Note hatte, zum Durchschnitt
wird.
Talente
selbst seien schwer messbar - der Erfolg, der sich
aus der "Wechselwirkung aus Genetik und Umwelt"
ergibt, jedoch nicht. "Wir begehen gerade den
fatalen Fehler zu glauben, nicht jeder Mensch habe
Talente und nicht jedes Talent sei wertvoll", meint
Hengstschläger. "Mit diesen beiden
Irrtümern muss aufgeräumt werden."
Forderungen nach verpflichtendem Kindergarten,
Gesamtschule, Zentralmatura oder verpflichtender
Sprachkompetenz polarisierten zwar, sollten uns
aber "alle recht sein", wenn sie bei der Entdeckung
von Talenten helfen und zum Nutzen der Begabung
führen.
Das
Buch ist ein gelungener, wissenschaftlich
untermauerter Aufruf sich vom durchschnittlichen
Niemand zum auf seine Art talentierten Individuum
aufzuwerten.
Markus
Hengstschläger ist Doktor der Genetik und
wurde mit 35 Jahren zum jüngsten
Universitätsprofessor für Medizinische
Genetik berufen. Der vielfach ausgezeichnete
Wissenschaftler und bekannte Ö1-Moderator
beweist eindrucksvoll, dass Erfolg aus
Individualität entsteht und man alte Wege
verlassen muss, um neue einzuschlagen.
"Die
Durchschnitts-Falle" ist im Jänner 2012 im
Ecowin Verlag erschienen, umfasst 185 Seiten und
ist unter der ISBN 978-3-7110-002-4 im Buchhandel
erhältlich.
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